Die "Grüne Insel"(Urlaub 1997) |
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Zum dritten Mal in Folge, soll es dieses Jahr nicht nach Skandinavien, als Hauptreiseziel für den Sommerurlaub, gehen. Die „Grüne Insel“ – Irland stand auf dem Plan.
Am 25. Juli geht es los. Wir fahren wieder die klassische Route Calais – Dover und müssen demzufolge erst noch durch die Niederlande, Belgien und Frankreich um nach England zu gelangen.
Gegen 1715 Uhr erreichen wir unseren ersten Campingplatz. Es ist Martin Mil, wie auch schon die Jahre zuvor. Wieder nehmen wir den Stellplatz direkt an der Eisenbahnlinie, da wir in den beiden Jahren zuvor gute Erfahrungen gemacht haben, trotz der nächtlichen Züge.
Im Laufe der Jahre bilden sich liebgewonnene Traditionen heraus, so gehört das „Ugly Duckling“ – der ortsansässige Pub, auf jeden Fall schon dazu. Nach ein bis zwei Pint hat man nach der langen Anreise auch schon die nötige „Bettschwere“.
Am nächsten Tag steht wieder eine lange Fahrt an, denn unser eigentliches
Reiseziel ist ja Irland. Also rauf auf die Autobahn und Richtung Westen.
Es ist so 12 Uhr als wir auf das Ende eines Staues zu rollen. Wir kommen
noch vor dem Ende zu stehen, was, so wird sich gleich herausstellen, nicht
selbstverständlich ist.
Ich bin etwas gelangweilt und um mir etwas Abwechslung zu verschaffen
trete ich ein paarmal beherzt auf das Bremspedal, nur so !
Da passiert es: Plötzlich kann ich das Pedal bis zum Anschlag,
ohne Widerstand, durchtreten.
Ich meine zu meinen Mitfahren: „So, das war’s !“ – Ich werde nicht
ernst genommen !
Erst als ich auf den Seitenstreifen fahre und mit aller Gewalt an der
Handbremse ziehe, um an einer Notrufsäule zum Stehen zu kommen, begreifen
sie die Lage.
Zu allem Überfluss regnet es in Strömen. Ich begebe mich zu
der Notrufsäule, in Gedanken lege ich mir die englischen Vokabeln
zurecht und merke dabei, dass ich ins Schwedisch verfallen bin.
Im Prinzip funktioniert die Säule ja (man erhält ein Freizeichen),
aber nach mehr als fünf Minuten ist immer noch keiner am „Rohr“. Ich
bin mittlerweile völlig durchnäßt und ziehe mich in den
Explorer (mein VW-Bus) zurück.
Also nehme ich das Handy und rufe den deutschen ACE an. Die sind auch
gleich dran und wollen das Nötige veranlassen. Nach einer halben Stunde
frage ich noch einmal nach – ja die Sache läuft. Zwanzig Minuten später
erhalte ich einen Anruf von der niederländischen SAS, die mir mitteilt,
das Hilfe organisiert ist, es aber etwas dauern könnte, da es zahlreiche
Fälle gibt.
Nach einer Stunde frage ich noch einmal beim ACE nach. Die wollen sich
mit dam SAS in Verbindung setzen. Fünf Minuten danach kommt der Rückruf
vom SAS – Hilfe ist unterwegs.
Während wir so am Autobahnrand warten, und sich der Stau langsam auflöst, sehen wir schwarz für unsere morgige Fährüberfahrt nach Irland. Es sind noch mehr als 200 km bis zum Tagesziel und wie wird das mit der Reparatur, schließlich ist heute Samstag !
Mittlerweile ist es 15 Uhr und der Abschleppwagen von „Greenmadow Newbury“ ist eingetroffen. Explorer oben drauf, und Wohnwagen (namens Frauke) hinten dran (ohne Licht, das brauchen wir nicht meine der Mann vom Abschleppdienst). Nicht gerade langsam geht es dann nach Newbury.
Auf der Fahrt dorthin stellte man uns noch heute die Reparatur in Aussicht
und so war es dann auch !
Nach einer Stunde Arbeit war eine gebrochene Bremsleitung ersetzt und
ich um 50 Pfund ärmer. Aber wir waren sehr froh, dass wir um 1630
wieder weiter konnten. Die morgige Fährüberfahrt nach Irland
rückte wieder in den Bereich des machbaren.
Wir können uns nicht vorstellen, dass so etwas in Deutschland an einem Samstagnachmittag auch noch so funktioniert hätte.
Bei Llanddagor erreichen wir einen kleinen Farmcampingplatz, es wird noch schnell etwas gegessen und dann geht es ins Bett.
Um halb acht am nächsten morgen geht es weiter in Richtung Fähre. Um zehn erreichen wir das Terminal, müssen aber noch bis halb vier auf die Fährabfahrt warten. Wir vertreiben uns die Wartezeit mit einem Spaziergang und bei Fernsehen - Formel 1. Den Schluß bekommen wir leider nicht mehr mit, da wir auf die Fähre fahren.
Die Fähre bringt uns sicher nach Roslare in Irland. In der Nähe finden wir einen Campingplatz, dessen sanitäre Einrichtungen allerdings sehr nahe am totalen Zerfall sind.
Der Campingwart will 20,- IEP, da wir ja ein Wohnmobil und einen Wohnwagen haben; er meint: „Two Pitches“. Wir meinen: „OK, than we leave ...“. Worauf er Einsicht zeigte: „OK, 10,- IEP“. – Wir bleiben.
Am nächsten morgen geht es weiter, wir fahren bis zu einem Campingplatz in der Nähe von Crookhaven. Martin will an den Strand. Marcus und ich lieber in den Ort. Jeder macht was er will, und so gehen Marcus und ich nach Crookhaven. Der Ort besteht aus etwas vier Häusern und fünf Pubs. In der Buch von Crookhaven liegen einige schöne Yachten, auch deutsche Boote sind zu sehen.
Der nächste morgen ist da, es regnet. Eigentlich wollen wir zu
Fuß zum „Mizen Head“, dem südwestlichen Punkt Irlands. – Wir
fahren mit dem Auto und sehen „Mizen Head“ bei Regen und Sturm. Schöne
Aussicht auf die felsige Küste, wäre bei schönem Wetter
wohl traumhaft.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz fahren wir in Crookhaven um Mittag
zu essen.
Nach dem Essen betrachte ich meinen „Explorer“ (VW-Bus) und bin überzeugt: Vorne links muss das Federbein gebrochen sein. Ich rufe eine Werkstatt an und mache einen Termin für morgen. – Was ist bloß diesen Urlaub los ?
Mir läßt es keine Ruhe, ich bocke den Wagen vorne auf – das Federbein ist in Ordnung. Wir lassen am nächsten Tag den Werkstatttermin sausen und fahren gleich weiter zum nächsten Ziel – Caherceveen.
Mit dem Boot zu „Skellig Islands“ war für Donnerstag angesetzt.
Es ist aber so stürmisch, dass ich nicht annehme, dass ein Boot fahren
wird. Wir gehen zu dem netten Campingwart und wollen uns erkundigen. Er
telefoniert und verkündet dann „No ships today“.
Was machen wir nun ? – Der Campingwart schlägt uns vor auf „Valencia
Island“ zu fahren (Brücke). Er gibt uns sogar noch seine Wanderkarte
mit.
Wir machen es, wandern ein bisschen auf der Insel herum und sehen auch
die „Skellig Islands“. Bei Kinghts-Town besuchen wir noch einen tropischen
Garten.
Wieder am Campingplatz angekommen gehen wir noch einmal in den Ort
– Einkaufen. Wir kaufen Fleisch (Pork / Schwein, man will ja nicht wahnsinnig
werden) zum Grillen.
Am nächsten Tag nehmen wir die Fähre über den River Shannon und bleiben auf einem weniger schönen Campingplatz bei Kilrush.
Da gibt es so einen Punkt, der von Touristen heimgesucht wird; es sind die „Cliffs of Moher“. Auch wir nehmen sie mit. Beeindruckend und wenn man sich beim Blick nach Westen überlegt, dass das nächste Land erst wieder Amerika ist, wird es noch beeindruckender.
Wir fahren weiter durch die „Burren“. Wir suchen einen Campingplatz in dieser gigantischen Landschaft, finden aber keinen – schade. Wir landen schließlich in Spiddal. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort, werden abends, die noch aus Deutschland mitgenommenen, Bratwürste gegrillt.
Am trockenen Vormittag des Folgetages fahren wir nach Galway und besichtigen
die Stadt. Es soll ein ruhiger Tag werden, und so kehren wir gegen 14 Uhr
zum Campingplatz in Spiddal zurück und wollen den Rest des Tages genießen
– es regnet.
Die Aran – Inseln wollen wir als nächstes besuchen. Wir fahren
wir dem Explorer nach Rossaveal und von dort mit der Fähre nach Inismore.
Es herrscht starker Seegang, der einigen Mitreisenden schwer zu schaffen
macht.
Im Hafen von Inismore ist kein Anleger mehr frei, wegen des starken Seegangs haben viele Schiffe Zuflucht gesucht. Bie Schiffe müssen verholt werden, und es dauert eine Stunde bis wir anlegen können. – Wir gehen von Bord, es regnet (noch) nicht.
Wir sind keine zehn Minuten unterwegs, da beginnt es so richtig schön zu regnen. Ein Pub am Wegesrand ist unsere Rettung. Nachdem der Regengott ein Einsehen hatte setzen wir unseren Weg fort. Wir durchstreifen die karge Insel und verlieren dabei Martin.
Marcus und ich stellen fest, dass es Zeit wird den Rückweg zu beginnen,
querfeldein laufen und klettern wir über die Felder, die durch Steinmauern
getrennt werden. Wir erreichen den Fähranleger und können nur
hoffen, dass Martin auch noch rechtzeitig erscheinen wird.
- Er schafft es.
Die Fährüberfahrt gestaltet sich ähnlich der Hinfahrt.
Mit dem Auto fahren wir zurück zum Campingplatz von Spiddal. – Es
regnet immer noch, und das nicht zu knapp.
In der folgenden Nacht werde ich wach und sehe durch das Heckfenster
wie die deutsche Zeltreisegruppe ihre Zelte abbricht. – Ich denke. „Mitten
in der Nacht – die spinnen doch !“
Um halb sechs steht Martin auf, öffnet die Tür des Wohnwagens,
springt raus und steht knöcheltief im Wasser ! – In der Nacht hatte
es so stark geregnet, dass der Campingplatz unter Wasser steht. Nun wird
auch klar warum die Deutschen ihre Zelte verlassen haben. Einige stehen
noch, aber bis zu einem halben Meter unter Wasser. Im Wasser schwimmen
Koffer. Weiter oben auf dem Campingplatz sind kleinere Einmannzelte komplett
überflutet.
Auch wir haben Schwierigkeiten auf dem morastigen Grund vorwärts
zu kommen. Mit gemeinsamer Kraft von Explorer, Martin und Marcus schaffen
wir es auf die befestigte, aber auch überspülte, Straße.
Da bleiben wir erst einmal stehen und frühstücken.
Danach fahren wir weiter, es regnet weiter. Später sehen wir im
Fernsehen, dass es die größte Flutkatastrophe der Nachkriegszeit
in Irland ist.
Wir erreichen nach der Fahrt über die Wiclow Mountains den Campingplatz
von Roundwood.
- es hört endlich auf zu regnen.
Obwohl das Wetter nun etwas trockener wird, beschließen wir die
Fährüberfahrt vorzuverlegen. Wir rufen an – alles klar. Heute
ist Mittwoch und wir fahren am Samstag.
Jetzt brechen wir aber erst einmal zu einer großen Wanderung
auf. Wir wandern auf dem „Wiclow Way“, leider fliegt mir unsere Wanderkarte
davon. Von jetzt an müssen wir ohne Karte auskommen. Nach ca. 20km
erreichen wir Enniskerry. In einem Café stärken wir uns, aber
zurücklaufen wollen wir dann doch lieber nicht. Wir fragen nach einem
Bus nach Roundwood – es gibt keinen. Wir erhalten den Tip: Mit dem Bus
nach Berry und von da nach Roundwood. Wir fahren nach Berry. Leider fährt
der einzigen Bus nach Roundwood erst in der Nacht. Leider liegt Berry von
Enniskerry aus in der falschen Richtung, so daß wir jetzt noch weiter
von Roundwood entfernt sind als vorher. Ein Taxi muss her; für
17,- IEP erreichen wir wieder den Campingplatz in Roundwood.
Am Donnerstag fahren wir noch einmal mit dem gesamten Gespann nach Enniskerry,
um dort den Powerscort – Garden zu besichtigen. Nachdem wir durch den Park
gewandert sind, fahren wir weiter nach Shankill bei Dublin.
Beim Bremsen gibt es vorne links ein komisches „Klackgeräusch“
– naja wird schon nichts ernsthaftes sein.
Ein Bus bringt uns am Freitag in die Innenstadt von Dublin, die wir ausgiebig besichtigen, und wir haben auch Glück mit dem Wetter: Es regnet nicht und es wird langsam wärmer.
Nach Hollyhead bringt uns die Fähre am folgenden Samstag. In Wales im Ort Llandgolla finden wir einen sehr schönen Campingplatz. Neben uns stehen ein paar Trabis, das wäre ja nicht so schlimm, aber müssen die ihren Motor eine Stunde lang im Stand laufen lassen ?
Am nächsten Morgen „räche“ ich mich. Der Förderbeginn
der Einspritzpumpe meines VW-Busses ist nach dem letzten Zahnriemenwechsels
nicht richtig eingestellt worden. Wenn man vergißt den „Kaltstartbeschleuniger“
zu ziehen, gibt das eine wunderschöne Rauchwolke !
Leider beeindruckt das, die Trabi-Fahrer nicht sonderlich. Die sind
wohl härteres gewöhnt, nannte der eine sein Gefährt doch
„Trabiator“.
Newton Mil bei Bath heißt der Campingplatz am nächsten Tag. Ich krieche einmal unters Auto und sehe, dass die Gummimanschette am oberen Traggelenk vorne links defekt ist. Das Traggelenk wohl auch – das wird das Klacken sein !
Martin und Marcus wandern am nächsten Tag nach Bath, machen dort eine wunderschöne Bootsfahrt und sind hellauf begeistert von der Stadt.
Die beiden letzten Jahre haben wir immer im „New Forest“ halt gemacht
- auch diesmal.
Ockknell – Camping in mitten des New Forest auf einem alten Flugzeugrollfeld
ist ein wirklich toller Campingplatz. (Es gibt jedoch keine Duschen und
keine Stromanschlüsse)
Das Wetter ist uns hold: Strahlende Sonne bei 28°C, der Sommer hat
uns endlich wieder. Wir grillen und machen einen Spaziergang durch die
Weiten des New Forest in den Sonnenuntergang – traumhaft.
Eines der Wildpferde, die im New Forest umherlaufen mag unsere Mülltüte,
sie wird völlig zerlegt. Alles, was irgendwie fressbar scheint, wird
verputzt. Es folgt ein wirklicher Ruhetag. Nur eine ausgiebige Wanderung
durch den New Forest beschäftigt uns.
Wie der Urlaub begonnen hat, so endet er auch: Mit dem Campingplatz
Martin Mil bei Dover und einem Besuch im Pub „Ugly Duckling“.
Zwar durchstreifen wir am folgenden Tag noch die nähere Umgebung,
aber wir haben schon den Blick nach vorne gewandt. Morgen geht die Fähre
nach Calais und damit ist dieser Urlaub zu Ende, zumindest für Martin
und Marcus.
Ich habe noch eine Woche Dänemark und Schweden drangehängt.